Die Anfänge des Mandolinenvereins
Der 2. Weltkrieg war zu Ende, die Schrecken der Nachkriegszeit noch nicht vergessen und noch nicht alle Kriegsgefangenen wieder zu ihren Familien zurückgekehrt, als sich einige Liebhaber der Volksmusik zwanglos zusammenfanden, um gemeinsam in Wohnungen der Musikliebhaber in kleiner Runde zu musizieren. Man knüpfte mit der Mandolinenmusik zunächst an die Musikliteratur der Wandervogelbewegung der 1920er Jahre an und beschäftigte sich nach und nach auch mit Werken des auch heute noch wichtigen Komponisten für Mandolinenmusik Konrad Wölki, für die aber ein größeres Orchester erforderlich war. Nachdem man so etwa drei Jahre tätig war und mehr junge Menschen ihr Interesse an der Mandolinen- und Zithermusik bekundeten, entschlossen sich die bisherigen Akteure, einen Verein zu gründen, der sich die Pflege und Förderung der Volksmusik zur Aufgabe machte und der Jugend eine Einbindung in eine musikalische Betätigung zu eröffnen sollten. Beginn des Mandolinenorchesters mit Georg Eidt
Mit ersten Konzerten in 1953 und 1954 unter der Leitung des weit über die Grenzen von Heiligenroth hinaus bekannten Chorleiters Georg Eidt konnte das noch junge Mandolinenorchester – mit besondere Unterstützung seiner Zithergrupe und einem Chor – sein musikalisches Können unter Beweis stellen. Unter Leitung von Georg Eidt konnte das Mandolinenorchester sogar 1954 – mit Unterstützung des Mandolinenorchesters Untershausen – ein erstes auswärtiges Konzert geben. Die Ära des unvergessenen Erich Kohlhaas
Den Stand der musikalischen Qualität des Orchesters dokumentiert nicht zuletzt der jeweils 1. Preis im Wettbewerb „Jugend-Musik-Preis“ der Nassauischen Kulturstiftung in den Jahren 1966 und 1968. Das durch die Teilnahme an der Steglitzer Woche erlangte Renommier und die dargebotenen musikalischen Leistungen des Orchesters führten unmittelbar zu weiteren bemerkenswerten Einladungen, so etwa zur musikalischen Ausgestaltung der offiziellen Begründung der Städtepartnerschaft der Stadt Montabaur mit der französischen Stadt Tonnerre am 6. September 1970, fünf Jahre später mit der englischen Stadt Brackley am 13. April 1975 und noch im selben Jahr zum ersten Partnerschaftstreffen in Brackley in der Zeit vom 8. bis 13. Oktober mit mehreren Konzerten in Brackley und der Nachbarstadt Towcester. Dem Besuch in Brackley folgte auf Bitte der Deutsch-Französischen Gesellschadt Motabaur bereits im September 1977 ein Besuch in Tonnerre, bei dem die Gestaltung der Sonntagsmesse und ein Konzert mit mehr als 400 Besuchern mit begeistertem Applaus aufgenommen wurden. Die musikalischen Erfolge im In- und Ausland und die geschickte Vereins- und Orchesterleitung bewirkten ein gesteigertes Interesse junger Leute für das Mandolinen- und Gitarrespiel im Mandolinenorchester und sprach gleichzeitig viele inaktive Unterstützer an. So bestand der Mandolinenverein Heiligenroth zum Zeitpunkt seines 25jährigen Gründungsfestes vom 30. Juni bis 2. Juli 1978 bereits aus 41 aktiven Mitgliedern des Orchesters und 70 inaktiven Unterstützern. In diesem Vierteljahrhundert des Aufbaus wurde die Geselligkeit im Verein nicht vergessen und die Jugendarbeit hatte eine besondere Priorität. Die vom Mandolinenverein ausgerichteten Ausflüge und geselligen Veranstaltungen mit Mandolinen- und Gitarrenmusik sowie Gesang sind in der älteren Generation des Vereins bis heute unvergessen. Hierzu zählen auch die unbestritten der Initiative des Vorsitzenden Erich Kohlhaas zuzurechnenden jährlichen Wanderungen, Zeltlager sowie Hochgebirgs- und Berghüttenferien für die Jugend des Mandolinenvereins, der sich regelmäßig auch zahlreiche Nichtmitglieder anschlossen; eine Jugendarbeit, die – wenn nicht ehrenamtlich geleistet – kaum bezahlbar wäre und den Zusammenhalt im Orchester ganz besonders prägte. Ohne den so gewonnen Gemeinschaftsgeit wären die 10 bis 15 konzertanten Auftritte – ohne Ständchen bei Hochzeiten und anderen persönlichen Anlässen – nur schwer realisierbar gewesen. Mandolinenmusik mit Antonius Schughart und Torsten Schlemmer
In den 80er und Anfang der 90er Jahre arbeitete der Mandolinenverein mit seinem „Senior-“ und Jugendorchester stetig an seinem Können und konnte so mit vielen Konzerten und sonstigen musikalischen Aktivitäten den kulturell interessierten Mitbürgern immer wieder neue und gute Musik anbieten. Als Höhepunkt dieser Zeit ist das 40jährige Gründungsfest des Mandolinenvereins Heiligenroth 1993 zu vermerken, zu dem der Verein im Festkonzert am Samstag, dem 27. November – neben dem Mandolinenorchester 1932 Untershausen – auch den Musikverein Heiligenroth sowie den Männergesangverein und den Frauenchor Heilgenroth präsentieren konnte. Ein ganz besonderes mandolinistisches Highlight hatte der Verein dann für Sonntag, den 28. November mit einem Internationalen Mandolinen-Kritikspielen organisiert, an dem neben vielen namhaften Mandolinenorchestern Deutschlands – so außer Mandolinenorchestern der Westerwälder Mandolinenvereinigung der Mandolinenclub „Wanderlust“ Mendig, das Mandolinenorchester „Musikfreunde“ der VHS Aachen, der Wander- und Mandolinenclub Hausen und das Zupforchester Heimersheim – auch das Cercle Royal des Mandolinistes Malmedy, das Königliche Mandolinenorchester 1923 Eupen und das Mandoline-orkest Da Capo Amsterdam teilnahmen. Zum Zeitpunkt des 40jährigen Bestehens verzeichnete der Mandolinenvereins Heiligenroth 135 Mitglieder, davon 44 aktive Musiker in seinen beiden Orchestern. Besonders zu erwähnen ist auch das Konzert am 26. November 1994 mit den japanischen Profimusikern Shiho Obata (Klavier) und Yasuo Wada (Domra), Absolventen der Musikhochschule Köln und Preisträger verschiedener internationaler Wettbewerbe, sowie dem Männergesangverein „Frohe Stunden“ Weroth. Das Dirigat von Hans-Otto Wies
Unter dem Dirigat von Hans-Otto Wiese konnte der Mandolinenverein Heiligenroth mehrere musikalisch bedeutende Konzerte veranstalten, unter anderem mit Ilka und Roland Hoffmann – Mandoline und Gitarre – 1998, international bekannte Künstler mit Konzertaufenthalten in verschiedenen Ländern Europas, in Brasilien, den USA und Südafrika, im Dezember 2000 mit dem „Coro Friuli Triento di Colonia“, einem 1968 gegründeten Chor italienischer Arbeitnehmer in Deutschland zur Pflege des heimatlichen Liedgutes, sowie 2002 mit dem Blechbläserensemble „Young Harmonie Brass“ unter der Leitung von Hans-Peter Hünermann. 2003 feierte der Mandolinenverein Heiligenroth sein 50jähriges Wiegenfest mit mehreren Konzertveranstaltungen. Auftakt war das Jubiläumskonzert am 17. Mai 2013, an dem – neben Mandolinenorchester und Jugendorchester – der Musikverein Heiligenroth sowie der Männergesangverein und der Frauenchor mit Darbietungen vertreten waren. Ein besonderer und wohl einmaliger Auftritt bildete ein ausschließlich für diesen Konzertabend gebildetes „Ehemaligenorchester“, also ehemalige aktive Musiker des Mandolinenvereins, die – aus den unterschiedlichsten privaten und familiären Gründen – schon länger oder lange nicht mehr aktiv musiziert hatten. Das Experiment war unter der Leitung von Hans-Otto Wiese erstaunlich erfolgreich, die Musikstücke „Unter der Dorflinde“ und „Frohe Heimkehr“ fanden lang anhaltenden Beifall; gelernt ist halt gelernt. Das Konzert am zweiten Tag stand dann ganz im Zeichen der Jugend. So konnte das Jugendorchester des Mandolinenvereins Heiligenroth unter der Leitung von Torsten Schlemmer, das Jugendorchester MONster Neuenhain/Taunus unter der Leitung von Christine Keller und das Kammerorchester des Landesmusikgymnasiums Montabaur unter der Leitung von Tobias Simon mit klassischer und moderner Musik uneingeschränkte Aufmerksamkeit und begeisterte Zustimmung bei Jung und Alt erreichen; Musik, die bei vielen Mandolinenorchestern zwischenzeitlich zum Repertoire gehört. Den Abschluss des Vereinsjubiläums bildete ein Festkonzert am Samstag, dem 29. November 2003 ein Treffen der Mandolinenorchester der Westerwälder Mandolinenvereinigung am nächsten Tag. Das Festkonzert gestalteten das Mandolinenorchester Heiligenroth, das Mandolinen- und Gitarrenduo „per due“ mit Silke Lisko auf der Mandoline und Rupert Gehrmann auf der Gitarre, sowie der Chor „ensemble vocale“ aus Lindenholzhausen unter der Leitung von Andreas Jung. Das „Interregnum“ unter Torsten Schlemmer
Ein jugendlicher Dirigent Stefan Gymsa
Leider musste Stefan Gymsa Ende 2010 die Leitung des Orchesters auf ärztliches Anraten aus gesundheitlichen Gründen abgeben; das Studium an der Musikhochschule in Wuppertal, eigene Konzerte mit Studienkolleginnen und –kollegen für Mandoline und Gitarre im In- und Ausland und das Dirigat im Mandolinenverein Heiligenroth waren einfach zuviel. 2010 musste daher das traditionelle Herbstkonzert des Mandolinenvereins ausfallen. Ein „Zwischenspiel“ mit Antonius Schughart Nach einem kurzen Gastspiel des Gitarristen Johannes Kölsch, der seine Tätigkeit als Dirigent wegen angeblicher Überlastung bereits nach neun Monaten aufgab, erklärte sich der frühere langjährige Dirigent Antonius Schughart – unter der Voraussetzung, dass Reiner Schlemmer den Bass übernimmt – bereit, das Orchester bis zum Herbstkonzert 2011 zu leiten, damit dieses nicht auch für 2011 abgesagt werden musste. Mit tatkräftiger Unterstützung des früheren Dirigenten Stefan Gymsa konnte der Mandolinenverein – trotz des nur sehr kurzen Probenzeitraums – unter der Leitung von Antonius Schughart am 26. November 2011 einen beachtlichen und allseits anerkannten Erfolg erzielen. Das Mandolinenorchester mit Markus Kockelmann
Ein ganz besonderer Erfolg seines Dirigates war für den Mandolinenverein Heiligenroth die regelmäßige Mitwirkung der ganzen Familie Kockelmann – Ehegattin, Tochter und zwei Sohne – als hervorragende Mandolinen- und Gitarrenspieler. Das exzellente Solospiel der Tochter Alina – mit Bruder Tobias Preisträger im 50. Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ am 20.5.2013 in Fürth – war ein Highlight des Festkonzertes zum 60. Jubiläum des Mandolinenvereins am 30. November 2013, das ein begeistertes Echo im Publikum fand. Leider musste Markus Kockelmann seine Dirigententätigkeit im Mandolinenverein Heiligenroth wegen einer unerbittlichen Krankheit nach dem Festkonzert beenden. Dem Verein fehlte damit nicht nur der engagierte Dirigent, sondern gleich auch noch vier hervorragende aktive Musiker. Die neue Musik mit Veronika Todorova
Die Herbstkonzerte 2015 und 2016 – an denen sie auch selbst als Zauberin am Akkordeon brillierte – wurden vom Publikum begeistert aufgenommen. Veronika Todorova ist weiterhin als Dirigentin und Arrangeurin für den Mandolinenverein Heiligenroth zur Verfügung.
Die Vorsitzenden des Mandolinenvereins Heiligenroth:
Die gleichberechtigten Orchestersprecher
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